Cello
fragmentarische Lyrik über Musik im Zeitalter der zerfetzen Worte
in zwei Stimmen zu lesen mit Zusammentreffen am Steg.
Ein Riss im Pergament
Leben faltet sich
in mein altes Gesicht
Schwarz auf weiß,
wunde Punkte zwischen Linien
Unverbunden, lose verstreut
mit dem Bogen gezogen
Brüche auf Leben
Harscher Druck, ein rostiger Ton
so ächzt und knarzt die barocke Fuge
dann schwillt es langsam tönend an,
Ich bin so durstig
Nach Wasser und Frieden
Nach Atem und Zeit und nach Raum
Vergiss das Telefon,
lass es läuten.
Sei nicht hier
Geh nicht ran
Honiggoldener Fugenkitt
Zieht Muster mit Fäden aus Harz
webt Erzählung aus Episoden
stopft Narrative mit Klang
//: Schmerz wird nichtig
Und Worte zu schwer
Zwei Saiten
zwei Leben am Steg
Grad nicht wichtig, was außen passiert ://
Der Bogen reibt, fliegt und fleht
wortlos spricht Sehnen in Klang
Explosion hier aus Hohlraum und Pferdehaar
Violinverschlüsselt in Dur
Füll mich an und bring mich zum Schweigen
Wirf mich zurück,
auf den dreckigen Boden der Welt
Lass mich wirklich sehen -
Schließ meine Augen
Und
//:Alles wird nichtig
Alles wird neu
Zwei Saiten
zwei Leben am Steg
Grad nicht wichtig, was draußen passiert ://
Zerreiß die Kalender
schlag Fronten in die Welt
ein Blick tut sich auf
zeigt, was blutet, sich entleert
Draußen fliegen Drohnen
Wörter zerfetzen im Wind
Bedeutungsberaubt - befreit
Ich sehr dort hinten ein Licht
honiggoldener Fugenkitt
Dringt aus dem Abgrund herauf
Holz lodert auf, schwingt und tönt
Wallt laut auf, schluckt das Dröhnen im Lied
Während der Bogen tanzt
Und Blätter leuchten im Herbstsommerlicht
//:Alles wird nichtig
Alles wird neu
Zwei Saiten
zwei Leben am Steg://
Grad nicht wichtig, was draußen passiert

